Die ausgewogene Balance zwischen Tradition und Innovation prägt die Erfolgsgeschichte vom Familienunternehmen Maag Recycling in Winterthur. Im Interview spricht Judith Maag, Geschäftsführerin, über ihre Arbeit, Getränkekarton-Recycling und die anstehenden Entwicklungen auf dem Entsorgungshof sowie in der Recycling-Branche.
© Bild: Winterthurer Zeitung / Janine Sennhauser
Die Firma Maag Recycling wurde bereits im Jahr 1942 gegründet. Und wird heute von Ihnen in der vierten Generation geleitet. War es für Sie immer klar, dass auch Sie im Recycling-Geschäft tätig sein werden? Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf? Nein, das war für mich überhaupt nicht klar. Meine Eltern haben mich auch nie unter Druck gesetzt. Ich war aber natürlich bereits als kleines Mädchen viel und auch gerne auf dem Platz und kletterte auf den Papierbergen rum. Als dann die Pensionierung meines Vorgängers näher rückte, habe ich mich damit auseinandergesetzt und sowohl die Firma selbst, als auch die Branche haben mich gepackt.
Ich mag den Umgang mit Menschen, Mitarbeitenden und Kunden. Zudem ist die Entsorgungsbranche sehr vielseitig und steht nie still. Das macht meine Arbeit sehr abwechslungsreich und immer wieder aufs Neue herausfordernd.
Sie sind eine Vertreterin einer neuen Generation von Recycling-Unternehmerinnen. Was machen Sie vielleicht anders und wo setzen Sie die Schwerpunkte bei Ihnen in der Firma? Mir ist Nachhaltigkeit wichtig, jedoch nicht nur im ökologischen Sinn, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Meine Mitarbeitenden sollen eine Arbeit in einem Umfeld ausüben dürfen, die auch mal Spass machen darf. Wo wir füreinander da sind und uns gegenseitig unterstützen. Wir verbringen mehr Zeit mit unseren Mitarbeitern, als mit irgendjemandem sonst im Leben. Da soll doch auch etwas Freude dabei sein! Mir ist auch wichtig, mit unseren Geschäftspartnern eine offene und faire Beziehung zu leben.
Maag Recycling sammelt seit der ersten Stunde Getränkekartons. Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Sammlung? Die Sammlung wird von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen und die Mengen sind seit Beginn steigend. Die Qualität ist einwandfrei und auch die Verarbeitung funktioniert sehr gut. Getränkekartons sind eine einheitliche Fraktion, die problemlos separat gesammelt und verwertet werden kann.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Getränkekarton-Recyclings?
Der Pilotversuch läuft nun schon einige Jahre und die Finanzierung ist noch nicht geregelt. Auf Dauer werden wir unseren Aufwand nicht decken können. Daher wünsche ich mir ein sinnvolles Finanzierungskonzept, z.B. mit einem vorgezogenen Recycling-Beitrag (vRB), wie dies bei PET-Getränkeflaschen der Fall ist. Somit kann die Sammlung und Verwertung auch langfristig sichergestellt werden.
Und welche Pläne und Projekte stehen bei Ihnen persönlich und für den Betrieb im neuen Jahr auf der Agenda? Wir entwickeln uns mit der Zusammensetzung der Abfall- und Wertstoffströme und den Bedürfnissen unserer Kunden weiter. Daher sind wir stetig daran unsere Prozesse zu verbessern, neue Möglichkeiten der Verarbeitung zu erschliessen und dies auf unseren begrenzten Platzmöglichkeiten umzusetzen. Für mich persönlich steht im nächsten Jahr die Suche nach mehr Raum im Zentrum. Wir platzen aus allen Nähten und wären froh um ein paar Quadratmeter mehr Platz. Zudem arbeiten wir intensiv daran, für unsere Mitarbeiter einen sicheren, ansprechenden und langfristigen Arbeitsplatz zu garantieren. Nach dem 75-Jahre Jubiläum im 2017 starten wir mit diesen Zielen nun ins letzte Quartal der ersten 100 Jahre Maag Recycling.