Kreislaufwirtschaft jetzt! Aber wie?
Unter diesem Motto haben sich am 14. September 2020 Vertreter*innen des Bundes, der Schweizer Kreislaufwirtschaft und der Städte zum Kaminfeuergespräch getroffen und diskutiert. Was klar wurde: Die Bereitschaft voranzugehen ist da. Die Lösungsansätze aus der Wirtschaft sind vorhanden. Was noch fehlt, ist ein gesamtheitlicher Ansatz, der sich auf alle Regionen der Schweiz anwenden lässt.
Seit über zehn Jahren setzen sich die Hersteller von Getränkekartons für eine Schliessung des Stoffkreislaufs ein und stossen immer wieder auf dieselben Hindernisse. Es fehlt schlichtweg an einer globalen Lösung für alle Verpackungen. Und dies, obwohl ein Recycling aus technischer Sicht in vielen Fällen schon morgen möglich wäre. Wie gehen andere Branchen mit dieser Herausforderung um? Was denkt die Wirtschaft darüber und was ist aus Sicht der öffentlichen Hand entscheidend? Diese Fragen standen im Zentrum unseres Kaminfeuergesprächs vom 14. September 2020.
Zu Beginn der Veranstaltung erhielten die Anwesenden in zwei Input-Referaten ein paar Denkanstösse. Zuerst zeigte Niklas Nierhoff vom Bundesamt für Umwelt auf, wie mit dem Konzept Kreislaufwirtschaft beispielsweise Arbeitsplätze geschaffen und Wettbewerbsbedingungen verbessert werden können. Sein Fazit: «Es braucht alle». Damit hatte er natürlich explizit auch die Wirtschaft angesprochen. Die zweite Referentin machte deutlich, dass die Bemühungen in diesem Bereich teilweise schon weit fortgeschritten sind. Franziska Barmettler, Leiterin Nachhaltigkeit IKEA Schweiz, lieferte dem Publikum ein paar inspirierende Beispiele aus der Möbelbranche. Diese lassen keinen Zweifel daran, dass auch international tätige Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt haben und bereit sind, den Prozess mit viel Kreativität zu unterstützen.
An dieser Erkenntnis knüpfte auch die anschliessende Diskussion an. Neben Franziska Barmettler nutzten Patrick Dümmler (Geschäftsleitungsmitglied, Avenir Suisse), Reto Nause (Gemeinderat, Stadt Bern, Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie) und Josef Meyer (Präsident Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz) diesen Rahmen, um ihre Überlegungen und Erwartungen betreffend Kreislaufwirtschaft auszutauschen. Trotz des gemeinsamen Willens zur Veränderung zeigte sich in dieser Konstellation deutlich, dass der Teufel in der kleinteiligen Schweiz oft im Detail steckt und, dass gewisse vielversprechende Ansätze sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen nur sehr schwer auf die ganze Schweiz ausdehnen lassen. Dabei spielt natürlich auch die Kostenfrage eine grosse Rolle, die noch sehr stark auf ein lineares Wirtschaftsmodell ausgelegt ist. Das führt dazu, dass gewisse Lösungen als nicht profitabel eingestuft werden, obwohl sie gesamtheitlich betrachtet einen ökonomischen und ökologischen Mehrwert brächten.
Im Wissen darum, dass die Suche nach einer gesamtheitlichen Lösung in naher Zukunft die grösste Herausforderung für die Stärkung der Kreislaufwirtschaft bleibt, wurden die Gespräche im informellen Rahmen fortgesetzt. Und spätestens dort wurde klar, dass sich der Aufwand für die Suche nach einer solchen Lösung angesichts des ausserordentlich grossen Engagements von allen Seiten auszahlen wird.
Für den Verein Getränkekarton-Recycling ist damit klar, dass die Diskussion weitergehen muss. Deshalb wird schon heute das nächste Kaminfeuergespräch vorbereitet.