Joel Keller, Recycling-Unternehmer mit sozialer Mission, führt das Familienunternehmen Keller Recycling AG in Hinwil in dritter Generation. Ein Fünftel seiner über 30 Mitarbeitenden ist körperlich oder psychisch beeinträchtigt. Soziale Integration liegt dem 36-jährigen Geschäftsinhaber besonders am Herzen: «Jeder Mensch braucht eine Aufgabe und Wertschätzung, um in der Gesellschaft Halt zu finden.»
Worauf freust du dich zu Beginn eines neuen Arbeitstages? Am meisten freue ich mich auf meine Mitarbeitenden und die Gespräche mit ihnen. Es macht mir grosse Freude, wenn sie motiviert sind, eine sinnvolle Arbeit haben und ich ihnen einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann. Heute sind wir 34 Mitarbeitende, 18 davon am Standort in Hinwil – als ich vor sieben Jahren den Betrieb übernahm, waren es sechs. Wir sind kontinuierlich und gesund gewachsen. Besonders stolz bin ich auf wenig Fluktuation und langjährige Mitarbeitende.
Wie unterscheidet sich die Keller Recycling AG von ihren Mitbewerbern? «Recycling macht Freude.» Unser Slogan und Leitsatz gilt für Kunden und uns selbst. Einerseits bieten wir unseren Kunden professionellen Service durch unser positiv eingestelltes Team. Andererseits schaffen wir mit dem sozialen Engagement, der Verbindung des ersten und zweiten Arbeitsmarktes, einen gesellschaftlichen Mehrwert. Inzwischen macht dies zwar jeder dritte oder vierte Entsorgungsbetrieb, doch meistens beschäftigen diese pro 30 Mitarbeitende nur eine Person aus dem zweiten Arbeitsmarkt. Bei uns sind es 6 von 34 – also rund 20 Prozent – der Mitarbeitenden. Wir haben in der Arbeitsintegration eine Vorreiterrolle eingenommen und sind ein Vorbild für andere Betriebe. Ich sehe in diesem Modell auch Chancen für die Beschäftigten im ersten Arbeitsmarkt, um Neues zu lernen und ihre Sozialkompetenzen zu verbessern.
Nebst dem sozialen Engagement, wie engagierst du dich für die Umwelt? Ich fahre die Strecke von meinem Wohnort Rapperswil zum Arbeitsort in Hinwil mit dem Velo. Das ist gut für mich und die Umwelt. Auf unseren regelmässigen Ausflügen mit der Familie sind wir grösstenteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Zudem nutzen wir zuhause das Recycling-Abo von MR. GREEN. Als Logistikpartner von MR. GREEN kümmern wir uns darum, dass PET, Glas, Getränkekartons, Blech und alle weiteren Wertstoffe am richtigen Ort landen. Auf unserem Gebäudedach in Hinwil betreiben wir eine Photovoltaikanlage. Diese produziert doppelt soviel Strom wie wir für den Werkhof benötigen. Die restlichen 50 % dienen dem CO2-Ausgleich für unsere Lastwagen.
Was wünschst du dir für deinen Betrieb? Wir möchten den prozentualen Anteil an Arbeitsplätzen für Menschen mit Beeinträchtigung oder sozial Randständigen halten und weiterhin als Musterbetrieb und Know-how-Träger für andere Unternehmen dienen, auch über die Recyclingbranche hinaus. Ausserdem möchten wir in den nächsten fünf Jahren zwei bis drei neue Standorte eröffnen.
Und für die Zukunft des Recyclings im Allgemeinen? «Neue Wertstoffe» wie Getränkekartons sollen endlich einen vRB (vorgezogenen Recyclingbeitrag) erhalten. Im europäischen Ausland wird das Gesetz geändert (z.B. für eine neue Fraktionssammlung), die Infrastruktur wird aufgebaut und dann beginnt die Sammlung. In der Schweiz verhält es sich umgekehrt. Hier wird gesammelt, ohne dass gesetzliche Grundlagen oder offizielle Abgabestellen vorhanden wären. So kam es, dass Leute beim Start der Getränkekartonsammlung auf unserem Werkhof eine Unmenge an Getränkekartons abgaben. Sie begannen bereits ein Jahr zuvor mit der Sammlung – in der Hoffnung, sie bald irgendwo abgeben zu können. Die, auf Initiative des Vereins Getränkekarton-Recycling Schweiz, initiierte Sammlung ist ein Erfolg. Viele Konsumenten haben sich die Sammlung geradezu herbeigesehnt und möchten nicht mehr darauf verzichten.