Wer zahlt fürs Getränkekarton-Recycling?
- chantaljaun
- 1. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Apr.
Warum soll ich als Endverbraucher:in für das Recycling von Getränkekartons bezahlen? Die unbequeme Wahrheit ist: Jede Sammlung kostet Geld. Jedoch sind diese Kosten für Konsument:innen mal mehr, mal weniger sicht- und spürbar. Dieser Beitrag stellt die verschiedenen Finanzierungsmodelle beim Recycling vor und erklärt, warum das Sammeln von Getränkekartons für die Konsument:innen mit der Sackgebühr «plötzlich» kostet.

Die Finanzierung von Recycling-Systemen in der Schweiz erfolgt nach unterschiedlichen Modellen. Während das Recycling einiger Wertstoffe bereits beim Kauf eines Produkts finanziert wird, fallen die Kosten bei anderen erst bei der Sammlung an. Der folgende Überblick zeigt die wichtigsten Finanzierungsmodelle und den Unterschied zwischen der vorgezogenen und nachgelagerten Finanzierung.
Vorgezogene Finanzierung
Vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG): Diese Gebühr ist gesetzlich geregelt und bereits im Kaufpreis eines Produkts enthalten. Das bedeutet, dass der Hersteller oder Händler sie beim Verkauf erhebt. Die vorgezogene Entsorgungsgebühr wird z.B. auf Glas und Batterien erhoben.
Vorgezogener Recyclingbeitrag (VRB): Im Unterschied zur VEG basiert diese Finanzierung auf einer freiwilligen Branchenvereinbarung. Bei Wertstoffen wie PET oder Aluminium ist die Recyclinggebühr aber ebenfalls im Kaufpreis enthalten. Das bedeutet, dass Sie beim Kauf einer PET-Flasche oder Aluminiumdose automatisch einen kleinen Beitrag (1 bis 2 Rappen) für deren Recycling zahlen.
Nachgelagerte Finanzierung
Nachgelagerte Finanzierung: Hier fallen die Kosten erst bei der Sammlung an, wie beispielsweise auch beim Abfallsack. Ein Beispiel aus dem Recycling ist die Sackgebühr für die Sammlung von Getränkekartons und Kunststoffen. Durch den Kauf eines Recycling-Bags (bspw. von Sammelsack oder RecyPac), mit dem Sie zu Hause Getränkekarton und Plastik sammeln und den Sie beim Detailhandel und auf Werkhöfen zurückbringen, finanzieren Sie das Recycling dieser Wertstoffe.

Warum wird das Getränkekarton-Recycling über die Sackgebühr finanziert?
Bisher wurde die separate Sammlung von Getränkekartons teils durch den Verein Getränkekarton-Recycling Schweiz, teils durch Gemeinden und Entsorger auf freiwilliger Basis finanziert. Dies jedoch immer mit dem Ziel, ein flächendeckendes System zu etablieren. Die Separatsammlung für Getränkekartons, welche vor 12 Jahren als Pilotprojekt startete, war jedoch nie «kostenlos» – die Kosten waren für die Konsument:innen lediglich nicht sichtbar. Das Recycling kostet, weil der Verkauf der recycelten Materialien bisher nicht die vollen Sammel- und Logistikkosten deckt.
In den letzten Jahren haben sich die gemischten Sammlungen (Getränkekarton und Kunststoffe) mit verschiedenen Sacksystemen ausgebreitet. Ein Beispiel ist die Non-Profit-Organisation RecyPac: Hier wird das Recycling durch kostenpflichtige Sammelsäcke und einen Systembeitrag der Inverkehrbringer finanziert. Nun gilt es, Erfahrung mit der flächendeckenden Sackgebühr zu sammeln. Unser Verein ist überzeugt, dass sich die gemischte Sammlung – finanziert durch eine nachgelagerte Gebühr – aufgrund verschiedener Vorteile durchsetzen wird. Eine zukünftige Entwicklung hin zu einem mehrheitlich vorgezogenen Finanzierungsmodell bleibt dennoch möglich.
Wofür wird die Sackgebühr verwendet?
Die Sackgebühr finanziert:
Sammlung der Wertstoffe
Transport und Sortierung der Wertstoffe
Recycling/Verwertung der Rohstoffe
Aufklärungsarbeit für die richtige Wertstofftrennung
Forschung für nachhaltige Recyclinglösungen
Getränkekarton-Recycling braucht mehr Transparenz
Klare Informationen und Transparenz zur Finanzierung sind essenziell, um das Vertrauen in das Sammelsystem zu stärken und die Bereitschaft zum Recycling zu erhöhen. Unser Verein setzt sich dafür ein, die Sensibilisierung für das Thema Getränkekarton-Recycling zu fördern und nachhaltige Sammelsysteme zu unterstützen.